Die Grundsteinlegung

Am l. Mai 1904, in der Mittagszeit, fand auf dem Großen Knollen die feierliche Grundsteinlegung zu dem neu zu erbauenden Knollenturm statt. Außer den hiesigen Teilnehmern waren dazu Vertreter der Zweigvereine Göttingen, Herzberg. Sieber und Barbis-Scharzfeld erschienen. Die kleine, würdige Feier wurde vom schönsten Frühlingswetter begünstigt. Pünktlich um 12 Uhr nahm die Festversammlung an der Baustelle Aufstellung. Einleitend gab Herr San. Rat Dr. Tischmann eine kurze Übersicht über Entstehung und weitere Entwicklung des Bauplanes. Dann verlas er die Urkunde."

URKUNDE

     An der Stelle, wo heute, am Sonntag, den l. Mai 1904, diese Urkunde in den Grundstein eines festen Gemäuers eingelegt werden soll, hat bis vor Jahresfrist ein hölzerner Aussichtsturm, der Knollenturm, gestanden, der im Jahre 1890 vom „Harzklub Zweig- verein Lauterberg" erbaut, am 2. Juni 1903, am Pfingstdienstag,

San.Rat Dr. Tischmann (m. weißem Bart) und Maurermeister W. Nagel (m. Hut v. Revers) bei der Grundsteinlegung auf dem Großen Knollen am l. Mai 1904. Mitglieder des Harzklubs und Gäste wohnten der Feierstunde bei. Foto: Archiv v. Lindenberg

durch einen Blitzstrahl zerstört worden ist; leider ist dabei auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Die herrliche Aussicht vom Turme, ein Hochgenuss für Tausende, durfte den Harzwanderern nicht verloren gehen. Auf Lauterbergs Anregung beschlossen bereits am 25. Juni v. J. die benachbarten Harzklub Zweigvereine: - Andreasberg, Herzberg, Sieber, Barbis-Scharzfeld einen Neubau in Stein auszuführen! Jeder dieser Zweigver­eine hat für jedes Mitglied für 2 Jahre einen Beitrag von je 50 Pfg. zu zahlen. Der „Harzklub Zweigverein Lauterberg" gibt außer­dem die Brandkassenentschädigung von 650 Mk. und 150 Mk., welche zu Ausbesserungen des alten Turmes bewilligt, aber noch nicht verausgabt waren. Bei dieser Einmütigkeit und Opferwilligkeit der nachbarlichen Zweigvereine wurden ferner von der Hauptversammlung des Harzklubs im September 1903 in Altenau 8 000 Mk. Zuschuss beschlossen. Auch von einer Anzahl auswärtiger Harzklubzweigvereine sind auf Bitte von Lauterberg recht namhafte Beiträge, vornehmlich vom lieben Göttinger Nachbar, eingegangen oder in Aussicht gestellt. - Allen freundlichen Gebern tiefgefühlten Dank! - Diese Beträge, deren leider noch weitere erforderlich sind, um die durch die örtlichen Verhältnisse gebotenen hohen Baukosten zu decken, gestatten es gleichwohl, den Turm in festem Gestein, aus Porphyrfelsen in der Nähe gewonnen, in Höhe von 16 1/2 M. erstehen zu lassen. Möge der Knollenturm emporragen in die Lüfte und Jahrhunderte überdauern, dem fröhlichen Wanderer zur Rast, ein Aussichtspunkt von seltenster Schönheit, der den ganzen waldbekrönten Südharz umfasst bis zum Vater Brocken hin, und zur Sonne hinüberreicht über weite, reichgesegnete Gefilde bis zu den Bergen der Weser und des Thüringer Landes. Möge der Turm immerdar beredtes Zeugnis ablegen von der Opferwilligkeit der Harzbewohner seinen Wanderern zuliebe, ein Sinnbild des festen Zusammenstehens aller Mitglieder des Harzklubs, der bis in fernste Zeiten wachse, blühe und gedeihe im Frieden des deutschen Vaterlandes in unverbrüchlicher Treue zu Kaiser und Reich!

Das walte Gott! Geschehen auf dem Großen Knollen bei Lauterberg im Harz am Sonntag, den l. Mai 1904, mittags 12 Uhr.

Der Bauausschuss:

Dr. Tischmann, Sanitätsrat, Vorsitzender

des Harzklubs Zweigverein Lauterberg.

Die Urkunde wurde dann von sämtlichen Anwesenden unterzeichnet und in den Grundstein eingefügt. Die Anwesenden vollzogen dann die üblichen drei Hammerschläge mit begleitenden Sprüchen, in denen die besten Wünsche für das Gelingen des Werkes zum Ausdruck kamen. Damit hatte die Feier auf stolzer Bergeshöhe ihr Ende erreicht. Die Mehrzahl der Teilnehmer vereinigte sich um 3 Uhr zu einem Festessen im Hotel Langrehr. Ganz besonders erfreulich war die Teilnahme der Herren vom Göttinger Harzklub, desjenigen Vereins, der von jeher für den Knollen das regste Interesse bestätigt und dieses auch immer wieder in der opferfreudigsten Weise bekundet hat.

Rund um den Hausberg - Heimatbeilage des Bad Lauterberger Tageblattes, 14.Juli 1984, 14.Juli 1984, Festschrift, 1904 - 1984